Das Informationszeitalter stellt uns und unsere Kinder vor neue Herausforderungen. Unsere Kinder werden Vieles brauchen; vor allem aber Folgendes:
Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, sowie soziale Kompetenz und Intelligenz, die Fähigkeit, Visionen zu entwickeln und den Mut, diese zu verwirklichen.
Die Natur kann ein Katalysator für diese Kompetenzen sein, die jedem Kind bereits in die Wiege gelegt sind.
Der natürliche Bewegungsdrang kann ungehindert ausgelebt werden und aufgestaute Aggressionen können besser durch Austoben ausgelebt werden. Durch Laufen auf Waldboden, durch Springen und Klettern wird die Grob -und Feinmotorik geübt, ebenso werden die Muskeln im Spiel trainiert und die Kondition gesteigert. Der veränderten Lebenssituation von Kindern und daraus folgende Bewegungsmangel wird entgegengewirkt.
Der tägliche Aufenthalt an der frischen Luft stärkt das Immunsystem und die wohltuende Umgebung des Waldes wirkt sich ausgleichend und stärkend auf die geistig-seelische Gesundheit aus. Die Kinder sind heute oft reizüberflutet. Hier wirkt der Wald mit seiner Stille.
Die Natur fördert das Sozialverhalten, durch die räumliche Weite entstehen deutlich weniger Konflikte. Die Gruppengröße (max. 20 Kinder) ermöglicht ein intensives Eingehen auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes. Die Erlebniswelt der Kinder wird bewusst wahrgenommen, aufgegriffen und vertieft. Durch ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln die Kinder eine hohe soziale und emotionale Kompetenz.
Die Kinder erleben die Natur hautnah und begreifen sie unmittelbar und ganzheitlich. Kinder lernen mit allen Sinnen: sie sehen, hören, fühlen, schmecken, riechen. Sie müssen sich bewegen und ausprobieren können, um sich selbst und ihre Umwelt im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen. Primärerfahrungen in der Natur bieten eine Fülle von Sinnesanreizen. Je vielfältiger die Stimulation der Sinne, desto mehr Schaltstellen (Synapsen) können sich im Gehirn entwickeln.
Der Wald bietet abgesehen von Sinneswahrnehmungen natürlich auch unzählige Ansätze zur Wissensvermittlung im herkömmlichen Sinne, die wir in unser tägliches Miteinander einfließen lassen.
Ihre Wurzeln hat die Wald- und Naturpädagogik in Schweden. Seit 1892 gibt es dort eine Organisation „friluftfrämjandet“, die ganzjährig Aktivitäten im naturpädagogischen Bereich für alle Altersstufen anbietet. Mitte der fünfziger Jahre griff dieses Prinzip eine Elterninitiative in Dänemark auf. Da Kindergartenplätze rar waren, schlossen sich immer mehr Eltern an und es entstand dort der erste „skovbomehaven“ (Waldkindergarten).
Unabhängig davon und ohne Kenntnis von den bereits in Dänemark bestehenden Skovbomehaven wurde 1968 ein Waldkindergarten in Wiesbaden angemeldet und genehmigt. 1991 entdeckten die angehenden Erzieherinnen Kerstin Jebsen und Petra Jäger in einer Fachzeitschrift das Konzept der dänischen Waldkindergärten. Sie nahmen Kontakt mit Wiesbaden auf, hospitierten in Dänemark, erarbeiteten ein Konzept und gründeten so 1993 den Waldkindergarten Flensburg.
Das Konzept stieß bundesweit auf Interesse und war Anstoß für die Verbreitung der Naturpädagogik und die Gründung weiterer Waldkindergärten. Ab der zweiten Hälfte der neunziger Jahre fand die Waldkindergartenidee in Deutschland immer größeren Zulauf.
Im Mai 2000 organisierten sich viele von ihnen in einem Dachverband der bundesdeutschen Natur- und Waldkindergärten. Regionalbeauftragte fördern seitdem in den alten und neuen Bundesländern die Verbreitung des Gedankenguts